Ich blogge jetzt seit knapp vier Jahren und bin immer wieder erstaunt, wieviele Disziplinen sich beim Bloggen vereinen: Themenwahl, Schreiben, Fotografieren, Design, Marketing, usw. Fast so wie ein olympischer Zehnkampf. Der Vergleich zum Leistungssport ist sicher nicht verkehrt, denn auch in einen Blog kann man sehr viel Zeit, Schweiß, Leidenschaft und auch Geld investieren. Das Ausmaß bestimmt dabei jeder Blogger für sich. Ich bin zwar überhaupt nicht der Typ Zehnkämpfer, aber es ist genau das, was ich am Bloggen so liebe: die Interdisziplinarität.
Und ähnlich einem Trainingsplan, habe ich eine kleine Checkliste mit Punkten, die ich unbedingt erledigen muß wenn ein neuer Blogartikel online geht. Gerade wenn es hektisch ist und die Gefahr besteht, dass ich die Hälfte vergesse, gehe ich die Punkte der Reihenfolge nach durch. Doch irgendwann kam mir der Gedanke: „Das ist ja bei weitem nicht alles!“ Und stimmt: Vieles mache ich inzwischen automatisch, anderes nur bei Bedarf.
So hab ich mal bewusst gesammelt, was da vor und nach der Veröffentlichung eines Blogartikels alles abläuft. Ein Blick hinter die Blogkulissen sozusagen. Ich war selber erstaunt, wie umfangreich die Liste ist, aber wie gesagt: zum Glück ist vieles so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es gar nicht mehr auffällt.
Bevor ich auf die einzelnen Punkte noch genauer eingehe, kannst Du Dir meine Liste erstmal anschauen (ein Klick auf das Bild öffnet die vergrößerte Ansicht):
Wenn Du die Liste gerne selber nutzen oder für Dich anpassen möchtest, so kannst Du sie gerne downloaden. Dafür biete ich Dir zwei Formate an:
- Checkliste als Evernotenotiz: Nutzt Du Evernote als Ideenspeicher, so kannst Du auf die aktuelle Version meiner Checkliste zugreifen und diese direkt in Deinen Evernoteaccount abspeichern und verwenden.
- Checkliste als PDF-Datei: nicht interaktiv, nicht sofort aktualisiert, aber für Dich zum Abspeichern.
Vor der Veröffentlichung eines Blogbeitrags
Inhalt
Das Wichtigste an einem Blogartikel ist der Inhalt und hier sind für mich die entscheidenden Fragen:
- Passt der Artikel zu meiner Zielgruppe?
- Ist der rote Faden erkennbar?
Die erste Frage zielt darauf ab, ob ich mit meinem Inhalt ein Bedürfnis der Zielgruppe stille: Unterhaltung, Information, Zusammengehörigkeitsgefühl, etc. Das kann je nach Blog sehr unterschiedlich sein.
Die zweite Frage dreht sich um den „Fahrplan“ im Text: das, was wir alle damals im Deutschunterricht gelernt haben. Gerade bei Informationstexten finde ich einen klaren roten Faden wichtig, aber auch Unterhaltungstexte wirken wirr nicht so gut wie mit einem passenden Aufbau.
Weitere Punkte sind: Ist die Länge für den Inhalt angemessen? Gibt es eine deutliche Handlungsaufforderung? Aber auch die Frage, ob ich voll und ganz hinter dem Artikel stehe. Gerade bei sehr emotionalen Artikeln lohnt es sich, lieber eine Nacht länger drüber zu schlafen.
Text
Das erste, was an einem Artikel auffällt, ist die Überschrift. Im Netz findest Du unzählige Anleitungen wie Du die perfekte Überschrift schreibst, aber mit vielen habe ich ein Problem und zwar genau das hier:
Wenn Du Anleitungen für die perfekte Headline nachbastelst, wird es nie DEINE Headline sein. #bloggen #persönlichkeit
— Sascha Theobald (@sascha_theobald) 14. September 2015
Marketingtechnisch ist das sicherlich sowas von kontraproduktiv, aber ich kann einfach nicht „Die ultimative Checkliste: Mit diesen 50 Punkten geht dein Blogartikel ab wie Schmidts Katze“ in ein Titelfeld schreiben, überspitzt formuliert. Also: lies solche Marketingtips, aber verbiege Dich nicht für sie. Bloggen oder generell die Sichtbarkeit im Netz hat sehr viel mit Authentizität zu tun und das bedeutet einfach, dass Schein und Sein im Gleichgewicht sind.
Flüchtigskeitsfehler passieren, aber für die Lesbarkeit eines Textes musst Du unbedingt die Rechtschreibung und Grammatik überprüfen! Passivkonstruktionen und Nominalstil haben im Text nichts verloren; Füllwörter gehören sicherlich dazu, aber viele können weg. Hier hilft laut vorlesen oder Du greifst auf Onlinetools zurück. Einige habe ich in der Checkliste verlinkt. Sind Fremdwörter notwendig, kannst Du sie z.B. mit einem Glossar verlinken oder bei Abkürzungen speziell auszeichnen (abbr-Tag). Dann bekommt der Leser beim Rüberfahren mit der Maus eine kleine Info angezeigt, z.B.hier: SEO.
Für den Lesefluß wichtig sind auch Satzlänge und Absätze. Über Bandwurmsätze mit vielen Einschüben brauchen wir nicht diskutieren. Aber sonst gilt: Hab Deine Leser im Blick! Einige Menschen mögen vielleicht den Staccatostil „Ein Satz = ein Absatz“, anderen kräuseln sich dabei die Zehennägel. Ich halte es so: einfach ja, aber auch nicht zu simpel. Absätze sind Informationseinheiten und die können auch mal aus zwei, drei Sätzen bestehen.
Enorm wichtig ist die Strukurierung des Textes insgesamt: Absätze, Zwischenüberschriften, Listen, Abbildungen, Infoboxen, Zitate, Hervorhebungen oder bei komplexen Texten ein Inhaltsverzeichnis und Sprungmarken. Mach es Deinen Lesern so einfach wie möglich, Deine Texte zu lesen und Deinen Aussagen zu folgen.
Bilder und Video
Bilder erfüllen viele Zwecke in einem Blogartikel. Neben der Informationsvermittlung erzeugen sie Stimmung und sorgen für die Auflockerung des Textes. Das allerdings nur, wenn die Qualität passt. Das fängt beim Fotografieren und der Bildbearbeitung an: das Bild sollte scharf sein und ausreichend hell. In meinen Artikeln zum Belichtungsdreieck (Blende, Iso, Belichtungszeit) und zur Raw-Fotografie findest Du dazu einige Tips.
Vor dem Einfügen in den Blogartikel solltest Du unbedingt:
- das passende Format wählen und die Datei fürs Web optimieren und
- die Datei sinnvoll unbenennen (wichtig für die On Page-Optimierung).
Verwendest Du keine eigenen Bilder sind die Urheberrechte für Dich wichtig zu beachten: Darf das Bild verwendet werden? Muß ich die Bildquelle angeben und wie? Wie sieht es beim Teilen des Artikels in den sozialen Netzwerken aus? Am besten Du dokumentierst die Verwendung des Bildes mit der Quelle für Dich.
Bilder sollten im Artikel einen Alternativtext (alt-Attribut im image-Tag) haben, der den Inhalt beschreibt. Ausnahme sind reine Deko-Grafiken. Beim Alternativtext ist die Verwendung von Schlüsselbegriffen für die Suchmaschinenoptimierung ein wichtiger Punkt. Bildunterschriften können Bildaussagen zusätzlich unterstützen.
Von enormer Bedeutung sind die Titelbilder eines Blogbeitrages. Mit ihnen kannst Du Deine Marke untermauern. Gestalte sie individuell, in Deinem eigenen Stil, so dass jeder sofort weiß: „Ah, das ist von...“. Beispiele dafür findest Du z.B. im Blog der Contentkiste oder bei Robert Weller von Toushenne.
Verwendest Du YouTube-Videos in Deinem Artikel, so solltest Du Anmerkungen, Links und Infokarten einbauen, die Beschreibungen ausfüllen und das Video in Playlisten einordnen.
Suchmaschinenoptimierung
Zum Thema Suchmaschinenoptimierung habe ich schon einige Artikel geschrieben, daher möchte ich hier nicht ins Detail gehen. Achte unbedingt auf
- individuelle Seitentitel und -beschreibungen,
- interne Verlinkung,
- den Url-Alias (muss nicht 1 zu 1 dem Titel entsprechen!),
- den Keywordeinsatz im Text.
Was ist sonst noch wichtig?
Weitere Punkte findest Du in der Checkliste. So solltest Du bei Bedarf
- Deine Aussagen mit externen Links ergänzen und diese Links auch prüfen,
- Werbung kennzeichnen (ganzer Blogbeitrag, Affiliatelinks),
- passende Schlagwörter (Tags) zur Einordnung Deines Artikels vergeben,
- ergänzende Dateien einbauen.
Aber auch so Dinge wie Zählpixel der VG Wort können wichtig sein.
Nach der Veröffentlichung eines Blogbeitrags
Nach der Veröffentlichung hört der Spaß noch lange nicht auf! Jetzt geht es darum, Deinen Artikel bekannt zu machen. Soziale Netzwerke sind dafür natürlich besonders gut geeignet.
Social Media und Marketing
Je nach Deiner Social Media Strategie hast Du Haupt- und Nebenkanäle, in die Du Deinen Artikel einspielst. Bei einigen Kanälen verschwindet der Content so schnell, dass Du das nicht nur einmal machen solltest, sondern mehrmals. Hierbei aber nicht immer die gleiche Nachricht abspielen, sondern besser auf verschiedene Aspekte des Artikels eingehen und diese besonders hervorheben. Überlege Dir, welcher Wiederholungsintervall für Dich sinnvoll ist. Ich organisiere meine Social Media-Aktivitäten mit Trello. So kann ich erneute Posts individuell gestalten, aber deren reine Veröffentlichung automatisieren.
Der Knackpunkt hier: das richtige Maß an Eigenwerbung finden. Du sollst Dein Licht nicht unter den Scheffel stellen, aber zu lautes Trommeln kann auch nach hinten losgehen. Für mich persönlich z.B. ein absolutes No-Go: stupides Posten eigener Artikel in Facebookgruppen, am besten gleich mehrere, ohne Bezug zum Gruppen- bzw. Diskussionsthema und ohne Beachtung der Gruppenregeln. Sorry, aber da werde ich zum Tier. Ja, ich weiß: Klappern gehört zum Handwerk, aber zu lautes Klappern führt bei mir zumindest dazu, dass ich mir angewidert die Kopfhörer aufsetze und der Quelle aus dem Weg gehe.
Da jedes Netzwerk andere Anforderungen an die Bildformate hat, mußt Du für Deine Artikelbilder höchstwahrscheinlich noch alternative Formate erstellen. Videos solltest Du parallel auf Facebook hochladen oder ein Teaservideo erstellen.
Aber nicht nur in den sozialen Netzwerken kannst Du Deinen neuen Artikel streuen. Denke auch an so Punkte wie Deinen Newsletter oder Deine E-Mail-Signatur.
Nicht vergessen: Nach der Veröffentlichung zeitnah auf Anfragen und Kommentare auf allen Plattformen reagieren und mit Deinen Lesern in Dialog treten!
Suchmaschinenoptimierung
Dein neuer Artikel wird über kurz oder lang automatisch in den Suchmaschinenindex aufgenommen. Wenn Du da aber ein bißchen nachhelfen willst, kannst Du das in den Google Webmaster Tools unter „Abruf wie durch Google“.
Abschlußbemerkung
Noch eine Abschlußbemerkung: Oft höre ich, dass ja dieses strategische Bloggen so gar nicht mehr authentisch sei. Ich bin nicht dieser Meinung, zumindest nicht so pauschal. Professionelles Bloggen und Authentizität muß sich nicht ausschließen, es kann aber. Es passiert dann, wenn Du Deine Leser aus dem Blick verlierst. Hast Du aber Deine Leser im Fokus, dann haben beide etwas davon!
Wenn Du bloggen und damit auch sichtbar sein willst, dann gehört zumindest ein bißchen Strategie dazu. Das Maß bestimmst Du selber. Wie siehst Du das? Ich freu mich auf die Diskussion!
Fällt Dir noch etwas ein?
Ganz schön viel, oder? Da darf man sich ruhig mal auf die Schulter klopfen, wenn man das alles abgearbeitet hat.
Fallen Dir noch Punkte ein, die ich vergessen habe? Dann freue ich mich auf Deinen Kommentar!
Bildquelle: enciktepstudio / shutterstock
Danke für diesen Beitrag mit der gelungenen Checkliste. Habe sie schon in mein Evernote gespeichert und diesen Artikel in meinem Blog verlinkt.
Dann sage ich einfach mal „Danke fürs Teilen“!
Liebe Katharina,
ein authentischer Blog alleine kann einfach nicht überleben. Das Bloggen ist ein hartes Geschäft! Es gibt viele Blogs mittlerweile und da kann es nicht schaden, wenn das ganze eine gewisse Strategie erhält.
Ich blogge jetzt seit gut 1,5 Jahren und man wächst auch immer mehr hinein. Mit dem Wachstum will man auch immer mehr Wissen. Der Blog soll sich ja auch für die Leser stetig verbessern.
Mein absolutes No go ist, wenn Blogger ihr Leben bloggen, bis ins Detail! .... Bloggst Du noch Dein Leben oder lebst Du Deinen Blog? ;o)
Deine Seite muss ich in den nächsten Tagen mal sehr genau erforschen. Hier steckst so viel Input drin, da reicht so ein angebrochener Abend nicht.
Lieben Gruß
Angie
Ich bin nicht ganz Deiner Meinung, Angie. Zum einen gibt es viele Blogs, die überhaupt keine professionelle Absichten haben. Das ist in der Regel Authentizität pur, weil keine anderen Interessen ausser der Leidenschaft fürs Bloggen reinspielen. Ich lese einiger solcher Blogs mit großer Freude. Und da wird natürlich das Leben verblogt, aber auch da gibt es ja Abstufungen. Persönlich ja, aber nicht privat.
Es mag stimmen, dass Authentizität alleine nicht ausreicht, aber ich glaube auch, dass man ohne Authentizität langfristig auch nicht durchhalten kann.
Herzliche Grüße
Katharina
Liebe Katharina,
ich glaube Du hast mich missverstanden.
Es ist ganz wundervoll, dass es Blogs gibt, die aus rein persönlichem Interresse bloggen. Was ich meinte war viel mehr, dass sich die Intention im Laufe der Zeit verändern kann. ;-)
Lieben Gruß
Angie (die sich auch mit dem HTML-Gedöne und anderem so schwer tut)
Vielen Dank für die tollen Beiträge/Hilfen/Erklärungen. Einige Punkte haben wir im Hause auch schon diskutiert (z.B. facebook Likes), gerade schon Punkte kontrolliert und angepasst und Drucker läuft auch schon auf Hochtouren.
Klasse Hinweis betreffend Blog-Artikel Verlinkung mit der E-Mail-Signatur.
Herzlichen Dank und liebe Grüße
Nicole
Das ist ein klasse Artikel, der alles wichtige zusammenfasst, was man im Bloggerleben so braucht. Vielen Dank für die Checkliste, die ist wirklich hilfreich! Liebe Grüße, Peter
Das freut mich, dass die Liste hilfreich ist!
Viele Grüße
Katharina
Guten Tag!
Wunderbarer Blogbeitrag. Sie bieten Informationen für jeden einzelnen Menschen. Danke, dass Sie diese Artikel mit uns teilen. Ich hoffe, bald mehr informative Beiträge von Ihnen zu lesen. Alles Gute!
Mit freundlichen Grüßen,
Mit dem Absenden des Kommentars stimme ich der Speicherung meiner Daten zu.:Simon Brocher Köln
Hallo,
In der Tat ein Artikel, der einem weiterhilft! Großartig zusammengestellt. Das ist genau das, wonach wir gesucht haben! Herzlichen Dank dafür!
Mit freundlichen Grüßen,
Mit dem Absenden des Kommentars stimme ich der Speicherung meiner Daten zu.:Graffitiartist
(Graffitimarketing)
Sehr schöner und immer noch relevanter Artikel zum Bloggen. Danke, dass du deine Gedanken mit uns geteilt hast.
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch
Mit dem Absenden des Kommentars stimme ich der Speicherung meiner Daten zu.:Melanie
Sehr nützlicher Artikel, alle wichtigen Punkte sind an einem Ort gesammelt!
Mit dem Absenden des Kommentars stimme ich der Speicherung meiner Daten zu.: